Wird bei einem sportlichen Turnier ein Weltrekord gebrochen, spricht man in der Regel von einer erfolgreichen Veranstaltung. Was aber fällt einem dazu noch ein, wenn es 59 Welt- und Paralympicsrekorde sind, wie im Wettbewerb der Gewichtheberinnen und Gewichtheber bei den Paralympics 2004 in Athen?
Es haben insbesondere die Frauen Schuld daran, dass in der Powerlifting Hall von Athen die Bestmarken nur so purzelten. Erstmals durften die Frauen bei den Paralympics mitdrücken, und in acht Gewichtskategorien wurden von ihnen 21 Weltrekorde egalisiert und 27 paralympische Bestleistungen erzielt.
Dabei reüssierten zwei chinesische Kraftsportlerinnen zu den beiden Stars der Veranstaltung: Bian Jian Xin in der Klasse bis 48 Kilo sowie Li Rui Fang (über 82,5 Kilo) brachen jeweils achtmal die bestehenden Weltbestmarken.
Powerlifting ist genau genommen kein Gewichtheben im klassischen Sinne, sondern entspricht vielmehr dem Bankdrücken. Ziel ist es, aus der Rückenlage auf einer Hantelbank das größtmögliche Gewicht zunächst auf die Brust herunter zu lassen, es dort zum Stillstand zu bringen und anschließend hoch zu wuchten, bis beide Arme gestreckt sind. Bei den Frauen und Männern wird in jeweils zehn unterschiedlichen Gewichtsklassen gestartet. Einige Weltrekorde der behinderten Kraftsportler übertreffen sogar die Bestmarken im Powerlifting der Nichtbehinderten. Seit den Spielen 1964 in Tokio ist Powerlifting paralympische Sportart, auch wenn es damals noch Gewichtheben hieß.
Leider sorgte dieser beeindruckende Sport auch in Athen wieder einmal für Negativschlagzeilen: Zwei Gewichtheber aus Aserbaidschan wurden des Dopings überführt und als Wiederholungstäter auf Lebenszeit gesperrt. Bei der 28 Jahre alten Sara Abasowa und dem drei Jahre älteren Gunduz Ismajlow wurde Mitte September bei einer unangemeldeten Dopingkontrolle die Einnahme anaboler Steroide nachgewiesen. Abasowa wurde positiv auf Nandrolon, Ismajlow auf Stanozolol getestet.
Die sportliche Übermacht aus Ägypten, China und dem Iran war so stark, dass die deutschen Teilnehmer komplett leer ausgingen: Mario Hochberg, der sich eigentlich vorgenommen hatte, unter die ersten acht in der Klasse bis 100 Kilo zu kommen, beendete das Turnier ohne einen gültigen Versuch. In der Klasse bis 90 Kilogramm brachte Bernd Vogel gute 212,5 Kilogramm zur Hochstrecke und kam so auf Platz fünf. Zur Bronzemedaille hätten dem Vellmarer fünf Kilogramm gefehlt. Unfassbar: Erst als alle Konkurrenten ihren Wettkampf beendet hatten, griff der spätere Sieger in dieser Klasse, Jong Schul Park, mit 240 Kilogramm in das Geschehen ein und siegte mit einem Vorsprung von 20 Kilogramm. Wow!fee